Die Geschichte vom Magnetberg

Als mein Vater starb, bestieg ich den Thron. Ich war ein gerechter und freundlicher Herrscher. Jeder meiner Untertanen mochte mich. Gerne ging ich zur See. Eines Tages wollte ich meine Inseln besuchen. Darum nahm ich mit meinen Matrosen ein Schiff und wir stachen in See.

Die Reise dauerte fast zwanzig Tage. Es war eine schöne Reise. Eines nachts kam plötzlich ein starker Sturm auf, der bis zum Anbruch des Morgens dauerte. Als er endlich vorbei war, sahen wir eine Insel im Meer. Wir gingen an Land und ruhten uns aus, bis wir erneut in See stachen. Als wir uns aber von der Insel entfernt hatten, verloren wir unseren Weg.

Das Gewässer, durch das wir nun trieben, kannte niemand, auch der Kapitän nicht. So sagten wir zu dem Matrosen, der Wache hielt:„Steig zur Spitze des Mastes hinauf und schau, ob du etwas sehen kannst.“ Der Matrose stieg den Mast empor und schaute in alle Richtungen. Dann rief er: „Oh mein Herr, ich sehe in der Ferne ein seltsames Ding. Das wird mal hell und mal dunkel.“

Das Gesicht des Kapitäns erhellte sich und er rief voller Freude: “Endlich haben wir diesen Berg gefunden. Er wird unser Schiff mit einer unsichtbaren Kraft vorantreiben und wir werden dadurch unser Ziel viel schneller erreichen.“

Der Fürst fragte:„Ist das etwa der Magnetberg, von dem schon so viel erzählt wurde?“ „Ja, dieser Berg besitzt eine geheimnisvolle Kraft, die alles Eisen anzieht und uns daher schneller in diese Richtung fahren lässt“, antwortete der Kapitän.

Der Segelkunst des Kapitäns war es zu verdanken, dass das Schiff nicht direkt auf den Berg zusteuerte, sondern mit großer Geschwindigkeit den Magnetberg umsegelte. So konnte der Fürst mit seinen Matrosen die lang ersehnten Inseln in viel kürzerer Zeit erreichen.

 

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(c) Wilhelm Pichler 2015